Universität: Shūkatsu
Shūkatsu – ein japanischer Begriff der sich auf die harte Arbeitsjagd bezieht, durch die japanische Studenten auf der Suche nach einer Anstellung auf Lebenszeit durch müssen. Wie man sich denken kann, ist das schwer. Mit Personalagenturen, die aus einem Teich an gleichtalentierten und qualifizierten Kandidaten auswählen, kann doch ein großer Druck entstehen, nicht aus den falschen Gründen herauszustechen – wie beispielsweise mit der eigenen Kleiderwahl. Aber wird es denn immer so bleiben müssen? Wir haben die japanische Studentin Mirei über den Shūkatsu Prozess und ihren Gedanken zur Zukunft der Mode in der japanischen Arbeitswelt interviewt.
Bitte stell dich uns vor!
Mein Name ist Mirei Tamura. Ich bin 21 Jahre alt und studiere chinesische Kultur und Sprache an der Chūo Universität. Seit der High School lerne ich chinesisch, weswegen es für mich ganz natürlich war China an der Universität zu studieren.
Wo bist du in deinem shūkatsu?
Es ist August aber ich bin noch immer nicht fertig. Ich war in so einer Eile bis Juni eine Arbeit zu finden, aber jetzt gehe ich in meinem eigenen Tempo – Ich habe mich dazu entschlossen, meine Geist und meinen Körper an erste Stelle zu stellen. Ende Mai begann ich an mentalen gesundheitlichen Problemen zu leiden. Es gab Zeiten an denen ich so überdreht war, dass ich nicht aufhören konnte zu weinen und mir war ständig schlecht. Ich achte darauf nicht wieder in diesen Zustand zu geraten. Aber selbst jetzt demotiviert mich es sehr wenn ich eine Ablehnung erhalte.
Für welche Art von Firmen bewirbst du dich?
Erst habe ich mich für Verlagsfirmen beworben, danach Einzelhändler und Einkaufszentren. Momentan suche ich nach etwas in der IT. Ich denke sehr darüber nach, ob mir eine Arbeit Spaß machen würde oder nicht.
Ist shūkatsu wichtig für jemanden, der eine Karriere im kreativen Bereich anstrebt?
Solange sich an shūkatsu nichts ändern, glaube ich nicht das es zu den Leben der jungen Leute passt. Die „großen Firmen“ aus früheren Zeiten zwingen einem noch immer ein Jahrzehnte-altes Verständnis von Etikette auf – beispielsweise wird erwartet, dass man einen handgeschriebenen Lebenslauf hat und den Standard schwarzen „Rekrutenanzug“ (selbst im Sommer) trägt, mit zusammengebundenen Haaren. Doch die risikobereiten Firmen, die in den letzten 20 Jahren entstanden sind, macht die Arbeitsjagt für Studenten einfacher. Sie gehen mit der Zeit indem sie Informationsveranstaltungen auf YouTube halten und Bewerbungsgespräche über LINE* führen.
*LINE ist eine in Japan beliebte Instant-messaging App.
Hast du irgendwelche Bedenken dabei dich durch Mode selbstauszudrücken sobald du angestellt wirst?
Ich habe schon immer gehasst die selben Klamotten wie jeder andere zu tragen, also hatte ich eine große Abneigung zu diesem „Rekrutenanzug“ und dieses unnatürliche schwarze Haar in einem tiefsitzenden Pferdeschwanz bevor man mit shūkatsu anfängt. Mode ist einer der Wege mit denen sich Menschen selbst ausdrücken können. Warum sagt man uns „unsere Persönlichkeit zu zeigen“, wenn sie bereits vorgeschrieben haben wie man aussehen muss? Mehr noch war ich frustriert, dass es keine Erwachsenen gab die mir diese Frage beantworten konnten.
Was ist dein liebster Modestil und warum?
Ich mag lässige Mode die einen femininen Touch hat. Ich mag keine Mode die auf die Aufmerksamkeit von Männern abzielt – Ich möchte eine gesunde Frau in Körper und Geiste sein. Ich begann lässige Stille zu bevorzugen als ich auf eine Sprecherin eines bestimmten Brands traf – Ich entwickelte eine tiefe Bewunderung für ihre Denkweise und die Art, wie sie ihr Leben führte.
Wenn du auf der Arbeit tragen könntest was auch immer du willst, was wäre dein ideales Arbeitsoutfit?
Kleidung die nicht allzu sehr davon abweicht, was ich an meinen freien Tagen trage. Ich denke eine Firma für die es okay wäre, dass ich Jeans und Sandalen trage, wäre super! Ich möchte mit einem entspannten Gefühl in lässigen Klamotten arbeiten.
Was sind deine Träume und Ziele für die Zukunft?
Ich möchte von den Leuten umgeben sein die ich liebe. Ich möchte einen Ort finden, an dem ich ich selbst sein kann und dort möchte ich leben.
Noch ein paar Worte zum Schluss?
Shūkatsu ist hart, egal was sonst jemand sagt. Es kann zu einem Grund für Selbsthass werden. Deswegen möchte ich dass ihr nicht vergesst, dass shūkatsu nicht die einzige Option ist. Es ist wirklich wichtig euch zu fragen, was die beste Option für euch ist, auf eurem Weg euren Traum zu erfüllen!
Danke für das Interview und diese wertvolle Erfahrung.
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Bilder mit freundlicher Genehmigung von Mirei.
Einleitung und Fragen von Ecre, übersetzt von Stefanie.