Salz Tokyo
Wenn man an traditionelle japanische Kleidung denkt, fällt einem der Kimono als erstes ein. Die geradlinige Silhouette die zu den Knöcheln reicht, ist schon seit der Meiji Zeit die Standardweise um einen Kimono zu tragen. Doch mittlerweile haben sich einige dazu entschieden, der klassischen Form ein Update zu verleihen, um dem modernen Geschmack zu entsprechen. Dinge wie Farbe und Länge werden frei verändert, um die Sichtweise darüber aufzufrischen, was einen Kimono zu einem Kimono macht!
Anji von Salztokyo macht genau das. Durch ihre Fotoshootings und Stylings zeigt sie wie einzigartig jedes Teil sein kann. Durch das Überarbeiten traditioneller Ideen zeigt sie, dass man nicht immer etwas komplett neues kreieren muss. Auch klassisch ist gut!
Was ist deine Verbindung zur japanischen Kultur? Wie hast du von ihr erfahren – insbesondere vom Kimono?
Jeder geht automatisch davon aus, das ich Anime lieben muss, da ich meine Haare färbe – aber das ist nicht der Fall. Da ich aus dem eher unmodischen Deutschland komme, hat mich die Mode aus Harajuku, seit ich hier lebe [in Tokyo], total gepackt. Sie ist so kreativ und eröffnete mir die Idee, nach mehr als nur einem 9-5 Job zu suchen.
Durch meinen Kontakt zu Japan fing ich an mich für die Kultur zu interessieren. Am Anfang war ich allerdings zu eingeschüchtert um einen Kimono zu tragen. Es gehören so viele Regeln und Teile dazu und niemand um mich herum trug einen. Doch ein geliehener Kimono in Kyoto (so gewöhnlich wie das auch klingt) und das Tragen eines Kimonos von meiner angeheirateten Familie auf einer Familienhochzeit, brachten mich dazu mehr zu wollen. Das Gefühl, das ein Kimono einem bringt und die Art wie man sich bewegt während man ihn trägt – ist eine komplett neue Lebenserfahrung. Das hört sich kitschig an, aber ich finde er holt das Beste in mir hervor – eine elegante, rücksichtsvolle und gutherzige Anji.
Wie stellt man ein Kimono Outfit zusammen?
Auch wenn Kimono mit vielen „Regeln“ kommt, was man wie und von wem tragen kann, sowie die saisonalen Designs, bevorzuge ich es von Kimono als Mode zu denken. Bis vor nur 50 Jahren oder so war es noch alltägliche Kleidung, deswegen will ich Spaß daran haben und kreativ sein.
Ich persönlich mag antike Kimono (aus den 1920ern, etc.) und mixe diese gerne mit modernen Stücken. Wenn ich ein Outfit zusammenstelle kommt es immer auf mein Gefühl an dem Tag, das Wetter und wohin ich gehen werde, an. Mit dem Kimono beginnend, lege ich alle Teile flach auf den Boden und gucke, wie die Farben zusammenpassen. Lebendige Farben und geometrische Muster oder coole Designs sind mein Ding.
Gibt es einen anderen Stil den zu gerne mit Kimono mischst?
In der letzten Zeit begann ich viel damit zu experimentieren, Kimono mit westlicher Kleidung zu mischen. Ich finde es ist etwas knifflig das ganze modisch zu stylen und nicht abzudriften sodass es nach Cosplay aussieht. Futuristische, rock und gothic Elemente mit Kimono machen so viel Spaß, denn nicht viele Leute sind damit in Berührung gekommen.
Was machst du um dich aus einem kreativen Loch zu ziehen?
Ohh das ist eine gute Frage. Damit habe ich selbst Probleme. Normalerweise hilft es mir, mich von dem Projekt zurückzuziehen wenn ich feststecke oder frustriert bin. Wenn ich denke, dass ich mit nichts aufkommen kann, dann lasse ich es für ein oder zwei Tage ganz, schaue vielleicht Netflix und chille etwas oder gehe rau und treffe Freunde. Normalerweise kriege ich die Ideen, die ich brauche, das nächste Mal wenn ich mich wieder dem Projekt widme!
Traditionell oder modern?
Beides! Ich möchte die Traditionen wertschätzen und wahren, da ich denke das – besonders in der Kimonoindustrie – das Know-how und das Handwerk ausstirbt. Auch wenn einige Dinge modernisiert werden mussten und wir alle nicht mehr das Geld dafür haben, traditionelle Kunst zu kaufen, macht es mich nicht glücklich nur digital kreierte Mode und billig hergestellte Teile, die in einem Jahr kaputt gehen, zu haben. Ich schätze allerdings all die Möglichkeiten wert. Ich bin also auf der einen Seite abhängig von Instagram und auf der Anderen weine ich über die aussterbenden Traditionen.
Was sind einige deiner Hobbies abseits von Mode und Make-up? Irgendwas besonders nicht zu erwartendes?
Hmm… seit ich meine Passion in Arbeit umgewandelt habe und irgendwie permanent arbeite, habe ich glaube ich einige meiner Hobbies verloren, die ich früher gemacht hatte. Wenn ich Zeit für mich selbst habe, bin ich einfach nur ein faules Stück und gucke Netflix. Ehrlich gesagt wünschte ich, ich wäre etwas kontaktfreudiger und aktiver.
Es gibt also nichts eigentlich – außer essen.
Was sind deine Träume und Ziele für die Zukunft?
Ich bin immer noch dabei genau das herauszufinden, aber ich möchte eine Inspiration für viele sein, um damit anzufangen Kimono zu tragen. Ich träume von einer großen Bewegung, in der Leute Spaß an der japanischen Tradition durch Kleidung und Kunst haben.
Noch ein paar Worte zum Schluss?
Ich wünsche uns allen ein erfüllendes Leben. Manchmal glaube ich mich selbst zu verlieren, in all dem Trubel der Sozialen Medien und dem Druck die Rechnungen zu zahlen. Wenn ich zurückschaue bereue ich es, die kleinen Momente im Leben nicht noch mehr genossen zu haben. Ich war diesen Sommer noch nicht mal am Strand! 🙁
Sich die Zeit zu nehmen das Leben zu genießen ist so wichtig – die Zeit vergeht zu schnell. Das sind ein paar Worte, die ich so auch mir selbst sagen möchte ^^