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Tarotkarten im Zeitalter von sozialen Medien mit Aggelos

Lerne Francois Heyraud kennen, Schreiber, bildende Künstler und Musiker aus Tokyo, welcher hinter dem Projekt Aggelos steckt. Wir interviewten Francois zu Orakelkarten und Spiritualität im Zeitalter von sozialen Medien.

 

Bitte erzähle unseren Lesern über deine Aggelos-Orakelkarten! Was inspirierte dich zu den Designs?

Ich entwerfe Aggelos-Orakelkarten, um Usern zu helfen, Gefühle oder Blockaden zu identifizieren, ein Verständnis dafür zu entwickeln und aktiv daran zu arbeiten.

Bei den Aggelos-Tarotkarten, an denen ich momentan arbeite, ist die Inspiration dafür nur die Spitze des Eisbergs. Es beruht auf meinem Eindruck von Symbolismus, der repräsentierten Urform und der Bedeutung von einer Karte aus dem Waite-Kartendeck. Und da ich auch in Japan lebe, liebe ich es Elemente der japanischen Folklore einzubringen und Spiritualität in Illustrationen darzustellen. Bei den Aggelos-Orakelkarten war ich inspiriert von universellen, geometrischen Mustern, Kornkreisen, wissenschaftlichen Darstellungen, Mandalas und japanischen Familienwappen.

Denkst du, dass Spiritualität von sozialen Medien geprägt wurde? Wenn ja, wie?

Ja, ich denke Spiritualität als Ganzes wurde von sozialen Medien beeinflusst, genauso wie alles andere. Die Formate sind jetzt umso zugängliche und diverser. Ich glaube, dass soziale Medien zu einer Zeit popularisiert wurde, wo die Ungewissheit der jungen Generation am intensivsten war. Ich mag es zu denken, dass soziale Medien auch verantwortlich sind für das Verlangen, sich mit anderen zu verbinden und für die Vernetzung untereinander.

 

Foto mit freundlicher Genehmigung von Amaranta Aguilar.

Denkst du, dass Spiritualität auch von den sozialen Medien behandelt werden sollte?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich das beurteilen kann. Alles was ich weiß, ist, dass ich niemanden dazu auffordern würde, etwas zu tun, was einen machtlos und abhängig macht von anderen Dingen oder Menschen. Wenn soziale Medien dazu beitragen deine eigene Spiritualität zu fördern, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und die Lebensqualität zu verbessern, dann ist je mehr, umso besser!

Man kann astrologische und von Tarotkarten inspirierte Handyhüllen, Kleider und Accessoires von Aggelos kaufen. Bist du jemals besorgt über die Kommerzialisierung von Spiritualität?

Ich habe ursprünglich damit angefangen, weil Freunde solche Produkte haben wollten. Für mich ist nichts falsch daran, sich mit Gegenständen zu umgeben, die einen besser fühlen lassen. Spiritualität bedeutet nicht unbedingt Einschränkung oder Minimalismus. Jedoch denke ich, dass es Mäßigung und einen bewussten Umgang mit Konsum/Recycling von natürlichen Ressourcen impliziert. Die Möglichkeit sich diese Gegenstände anzueignen, die zu deiner Spiritualität beitragen, können dabei helfen deinen eigenen Schrein Zuhause zu bilden und über deinen eigenen inneren heiligen Ort zu reflektieren. Und genau dieser heilige Ort könnte dabei helfen einen unabhängigen Zustand zu erreichen, welcher als Folge einen geringeren Konsum hat. Es mag ein wenig paradox klingen, aber es lässt sich darauf reduzieren, weniger zu kaufen und dafür Gegenstände mit Bedeutung.

 

Foto mit freundlicher Genehmigung von Aggelos.

Was ist deine Meinung zu Weissagungen, um mehr über einen und andere zu erfahren?

Wir müssen manchmal daran glauben, dass es eine höhere Instanz gibt, die verantwortlich ist für das Inakzeptable, aber es bedeutet nicht, dass wir machtlos sind. Es ist die Entscheidung an etwas Höheres zu glauben. Wie der Psychiater Carl Jung sagte, “Alles, was uns am anderen irritiert, kann zu einem größeren Verständnis von einem selber führen”. Bei Möglichkeit, direkt sich auseinanderzusetzen und nicht Weissagungen zu nutzen, kann ziemlich aufschlussreich sein. Wenn das nicht möglich ist, ist es vielleicht nicht verkehrt andere Wege auszuprobieren, die für einen sich gut anfühlen.

Japan wird oft als “spirituelles” Land dargestellt. Was ist deine Meinung zu Spiritualität in Japan?

Es ist einer der Gründe, die mich hierher brachte. Ich fand heraus, dass Japan recht große Akzeptanz aufweist in Sache Spiritualität. Ich glaube es ist immer noch sehr präsent, da ich viele Leute sehe, die in Tempeln oder Schrein beten. Ich glaube auch, dass die Rituale vom Shinto, sowie vom Buddhismus, einen wichtigen Platz im Herzen der Leute einnimmt. Aber es gibt eine signifikante Abnahme von traditionellen Shinto-Hochzeiten und Gebete werden für manche nur ein Aberglaube.

 

Foto mit freundlicher Genehmigung von Aggelos.

Wie war die Reaktion zu deiner Arbeit in Tokyo?

Sehr positiv bis jetzt. Ich bin manchmal überwältigt von der Liebe, die ich bei Events und Workshops erhalte. Das ist auch einer der Gründe, weswegen ich traditionelle japanische Elemente in meine letzteren Arbeiten einfügen wollte, als Hommage. Vielleicht ist die Arbeit, die ich in Tokyo mache, einer pulsierenden Stadt, wo Ablenkung von Stressfaktoren und Distanziertheit zu einem, fast schon eine Norm sind, für manche hilfreich, die nach einer spirituellen Verbindung suchen.

Was sind deine Ziele für die Zukunft?

Ich plane eine Ausstellung in Tokyo, die unter anderem die 22 Schlüsselkarten (Große Arkana) der Aggelos-Tarotkarten zeigt. Ich plane ebenfalls das Aggelos-Tarot über die Zeit zu vervollständigen. Abgesehen davon, versuche ich mit der Zeit zu gehen und zu genießen, was die Gegenwart für mich hält. Allgemein liebe ich es, meine Arbeit zu teilen und mich mit leuten in Verbindung zu setzen. Also vielen Dank, dass ich hier sein durfte!

 

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Fragen und Vorstellung von Ash, übersetzt von Melek.
Bild mit freundlicher Genehmigung von Valentin Michaud.

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