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Death Note: Böse vs Böse?

Ein High-School-Schüler auf einer Mission, die Welt von Bösem zu befreien. Ein weltbekannter Detektiv, der gnadenlos einen Verdächtigen jagt. Wer hätte gedacht, dass das Katz-und-Maus-Spiel zwischen einem Wunderkind und einem sozial unbeholfenen Dessertliebhaber, einer der beliebtesten Manga aller Zeiten werden würde? Light, unser Protagonist, findet das Death Note (ein übernatürliches Notizbuch, das jeden tötet, dessen Name hineingeschrieben wird) und fängt an, Gott zu spielen, indem er Kriminelle umbringt, um eine Utopie zu formen. Er wird begleitet von dem ursprünglichen Besitzer des Death Notes, ein Floh-im-Ohr, Sidekick Shinigami (Todesgott) namens Ryuk. Auf den ersten Blick, ist es eine Geschichte von Gut gegen Böse, aber beim genauer Hinsehen, bemerkt man, dass nicht alles so ist, wie es scheint.

Von außen erscheint Einserschüler Light Yagami perfekt: er arbeitet hart, ist gut darin, Probleme zu lösen, beliebt bei seinen Mitschülern und wird geliebt von seiner Familie. Aber in seinem Inneren verabscheut er die Welt. Nachdem er das Death Note findet, verschwendet Light keine Zeit, die verdorbene Welt von Kriminellen zu säubern. Nach Gerechtigkeit zu streben, indem man die Welt von den bösesten Kriminellen entledigt, ist etwas, das alle von uns nachvollziehen können. Doch Lights totalitärer Gottkomplex verdirbt ihn schon bald. Light erkennt: „Wenn Kira geschnappt wird, ist er Böse. Wenn Kira die Welt regiert, ist er Gerechtigkeit.” Und jeder mit dem Potential, ihn als „Kira” (der Name, den Light von der Presse bekam) zu enttarnen, wird ermordet. Manche Fans sagen, er sei von vornherein ein Soziopath gewesen.

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Hero Collector.

L tritt im Manga als Lights perfekter Gegenspieler auf. Als einer der intelligentesten Detektive der Welt, wird er von der japanischen Polizei gerufen, um gegen „Kira” zu ermitteln. L und die Polizei, vermeintlich auf der Seite der Gerechtigkeit, begeben sich auf die Jagd, um „Kira” zu fangen. Doch Ls „koste es was es wolle”-Vorgehensweise bei seinem Versuch „die Gerechtigkeit in der Welt wiederherzustellen”, führt zu fragwürdigen Entscheidungen. Seine guten Absichten verschwimmen und seine Vorgehensweise, den Mörder zu fangen, kommt vom rechten Weg ab. Er hat keine Bedenken, Kriminelle zu opfern, Entführungen zu inszenieren und Folter zu befürworten. Vielleicht ist L „Kira” ähnlicher, als wir denken. Alles ist Mittel zum Zweck, aber ist es wirklich Gerechtigkeit, die er will, oder das Lösen eines weiteren unmöglichen Falls? Wer behandelt das Leben wie ein Spiel und hat einen Mangel an menschlichen Emotionen? Normalerweise der Böse. Aber L ist der Gute, oder? L mag vielleicht in vielerlei Hinsicht besser als Light sein, doch sogar die Guten kämpfen in einer moralischen Grauzone.

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Redital.

Ein anderer Charakter der zwischen Recht und Unrecht gefangen ist, ist Misa Amane, Lights Anhänger und gespielte Freundin. Sie ist ein dringend benötigter, spaßiger Charakter in solch einem spannungsgeladenen Manga, aber sogar ihr heiteres Gemüt hat eine tragische Vorgeschichte. Nachdem sie herausfindet, dass der Kriminelle, der ihre Eltern umgebracht hat, von „Kira” alias Light ermordet wurde, widmet sie sich nur noch ihm. Ihre Besessenheit von ihm grenzt an einen Kult. Sie wird Lights Nur-in-der-Öffentlichkeit-Freundin und ist ihm total unterworfen. Sie geht sogar so weit, für ihn zu morden. Nicht ein einziges Mal hinterfragt sie, ob dies gerechtfertigt ist, oder wer der Feind ist. Sollten wir ihr ihre Vergehen vergeben, weil sie unter dem soziopathischen Light radikalisiert wurde? Selbst wenn wir das tun, so hat sie dennoch Blut an ihren Händen.

“Niemand kann sagen, was richtig und was falsch ist; was Recht und was Böse ist. Selbst wenn es einen Gott gäbe und ich seine Lehren direkt vor mir hätte, würde ich es überdenken und selbst entscheiden, ob dies richtig oder falsch ist.”

—Death Note

 

Ist Kriminelle umzubringen dasselbe, wie der Welt Gerechtigkeit zu bringen? Light Yagami war unmoralisch und machthungrig bevor das Death Note vom Himmel und in seinen Hände fiel. L kümmerte es mehr zu gewinnen, als das Richtige zu tun und Misa hatte es schwer im Leben, was ihren Sinn von Recht und Unrecht verdarb. Was die Protagonisten und Antagonisten dieses Mangas am Laufen hält, ist ihr unsterblicher Glaube an das, was sie tun. Nicht jede Geschichte ist Gut gegen Böse, aber es gibt nur sehr wenige Geschichten, in denen etwas weniger Böses gegen sehr Böses spielt. Death Note ist so fesselnd, weil die Hauptcharaktere denken, sie wären virtuos, obwohl sie sich genau wie die Bösewichte verhalten, die sie verachten.

Light und L waren gleichgestellte Rivalen in einem geistreichen Spiel. Death Note stellt die unbehagliche Frage, was es heißt, Gut zu sein. Wärst du nicht versucht, deine eigene Version von Gerechtigkeit durchzusetzen — ein Krimineller nach dem Anderen — wenn dir ein Death Note in die Hände fallen würde? (Auf der anderen Seite, vielleicht würdest du einfach einen Kartoffelchip nehmen…und IHN ESSEN?!)

 

Geschrieben von Ash, übersetzt von Julia.
Bild mit freundlicher Genehmigung von CBR.

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