Ayako Shiratama
Als Ayako Shiratama zum ersten Mal die Sex Pistols hörte, wusste sie sofort in welche Richtung ihr Leben verlaufen sollte. Shiratama, welche Schneiderei an der Universität lernte, eröffnete ihr Bekleidungsgeschäft, Sexy Dynamite London, im Jahre 1992. Lebhaft bekannt als SekuDai, war Sexy Dynamite London unkonventionell und sexy, aber trotzdem voll an schwarzem Leder und Nieten, typisch für die Punk-Mode. Das Geschäft war eine Hommage an die Punk-Legende Vivienne Westwood und feminine Ikone Marilyn Monroe. Anfänglich wurde der Bestand importiert, was bedeutete, dass Shiratama Flüge nach London buchte und die ganze Stadt auf und ab suchte nach Vintage-Kleidung. Später bekam sie das Angebot Bühnenoutfits für japanische Künstler zu designen. Natürlich sagte sie “Ja”! Dies führte zur Kreation von originellen Stücken für Sexy Dynamite London und schon war eine japanische Kultmarke geboren! Mit mehreren Filialen, stand Sexy Dynamite London mehr als 20 Jahre als Harajuku Ikone. Leider schließte es im Jahre 2010. Aber kein Grund zur Sorge! Es gibt sie immer noch online
Obwohl die Sex Pistols einen großen Eindruck bei Shiratama hinterließen, waren sie nicht ihre erste Begegnung mit Punk. Ihr war das kulturelle Phänomen wohl bekannt, sogar im Kindesalter— ihre Eltern besaßen ein Punk-Bekleidungsgeschäft! “Es war der Vorgänger von Sexy Dynamite London”, sagt Shiratama. Und in Sachen Visual Kei, trug deren Popularität unter japanischen Schulkindern in den 90ern, zu Shiratamas Liebe für das Dunkle und Unkonventionelle bei. “Und ihre Stilikonen?”, fragt man sich. Siouxsie Sioux von der englischen Rockband Souxsie and the Banshees, sowie Keith Flint, Frontmann der elektronischen Tanzgruppe The Prodigy. Erstere, bekannt für ihre distinktiven, schwarzfarbigen, toupierten Haare und ihrem starkem Augen-Make-Up. Während Flint ein Fan von schweren Ketten, dicken Ohrringen aus Metall und Septumpercings war. Und man vergesse nicht sein berühmt-berüchtigtes Haarstyling in verschiedenen Farben, was Teufelshörnern ähnelt!
Wenn man sie zu ihrer Wertschätzung der Punk- und Goth-Ästhetik befragt, antwortet Shiratama mit einer überraschenden Antwort: Praktikabilität! “Man kann nicht wirklich Flecken auf Schwarz sehen”, merkt sie an. Aber natürlich ist das nicht der einzige Grund. Schwarz, Goth, Punk… Es schmeichelt allen Personen, aller Form und allen Alters. “[Es gibt Styles] die man sein ganzes Leben lang tragen kann und immerzu gut darin aussieht…”, bewundert Shiratama, “… schwarze Kleidung macht schlank [und verbirgt] alle Arten von Probleme”.
Aber Shiratamas Liebe für die dunkle Mode endet nicht bei Kleidung. Make-Up ist ebenfalls ein großer Teil ihres persönlichen Stils. Ein typischer Make-Up-Look beinhaltet einen Eyeliner von Maybelline und schwarzen Lidschatten von Chacott (eine japanische Kosmetikmarke, speziell designt für Darsteller). Shiratamas Must-Have sind Doc Martens, eine Lederjacke von Sexy Dynamite London “und mein Thingamagoop 2”, fügt sie hinzu. Verwundert darüber, begaben wir uns bei Google auf die Suche und fanden heraus, dass Thingamagoop 2 ein super süßer, kleiner Mini-Synthesizer ist, der wie ein kleines Roboter-Haustier aussieht!
Fragt man einen Punk in Tokyo (und übrigens auch auf der ganze Welt), haben sie schöne Erinnerungen an das Sexy Dynamite London. Das Geschäft wird für immer im Herzen derjenigen weiterleben, die die Gegenkultur verehren. Shiratama lebt für ihre Kunst und deshalb arbeitete sie auch hart, um Sexy Dynamite London am Leben zu erhalten. Als eine eingefleischte Unternehmerin und Designerin, verpasst Shiratama auch nicht die Gelegenheit für ihre Marke zu werben: “Bitte schau in unserem Online-Shop nach, wenn du die Chance dazu hast.” Erstmalig vor fünf Jahrzehnte erschienen, ist die Punk-Mode ein alter Ansässiger der Modewelt, aber Shiratama und Sexy Dynamite London sind standhaft und sagen uns: Punk ist nicht tot.
Geschrieben von Kay, übersetzt von Melek.
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Ayako Shiratama.